Ausgebürstete Samen
Das Ausbürsten von Samen erfolgt mit Spezialgeräten aus dem stehenden Bestand. Im englischen Sprachraum sind für diese Geräte die Begriffe „Seed-Stripper“ (SCOTTON et al. 2009) und „Seed-Brusher“ (EDWARDS et al. 2007) gebräuchlich.
Die Samenausbeute ist neben der Bestandesstruktur und -höhe sowie dem Zeitpunkt der Beerntung abhängig von der verwendeten Bürstentechnik und der Bearbeitungsgeschwindigkeit.
Die Samen werden von rotierenden Bürsten abgestreift und aufgefangen. Es gibt von Hand geführte Geräte, solche die von Traktoren gezogen oder an Frontladern von Traktoren angebaut werden.Von Hand gehaltene Bürsten können nur durch die obere Vegetationsschicht geführt werden. Dabei werden vorwiegend reife Samen von hochwüchsigen Arten geerntet und die Samenausbeute beträgt maximal 30 % (SCOTTON 2011) der Samenmenge des Bestandes. Bei der Ernte des 1. Schnittes werden zum Großteil Samen von Gräsern erfasst.
Größere, von Fahrzeugen gezogene Bürsten sind effektiver, wobei die Samenausbeute davon abhängt, ob die Bürsten hoch eingestellt sind und sich nach oben bewegen (hochwüchsige Vegetation, Ausbeute 20 - 50 %, v. a. hochwüchsige Gräser) oder ob sie niedrig eingestellt wurden und sich nach unten bewegen (niedrigwüchsige Vegetation, Ausbeute 55 - 75 %, auch Leguminosen und andere Kräuter).
Niedrigere Bestände (35 - 65 cm) sind für eine Beerntung durch Bürsten am besten geeignet (SCOTTON et al. 2009). Hohe Bestände weisen oft eine filzartige Struktur auf, die von den Bürsten nicht mehr bewältigt werden kann [1].
Je langsamer das Gerät geführt wird und je höher dabei die Rotationsgeschwindigkeit der Bürsten, desto höher ist die Samenausbeute, aber auch die Störung der Vegetation. Wird die Maschine dagegen schnell und mit geringer Bürstenrotation über die Fläche gezogen, ist die Samenausbeute geringer.
[1] Mündliche Mitteilung von Dr. Bernhard Krautzer, Lehr- und Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein
Bergung, Transport und Lagerung
Das gewonnene samenreiche Material kann entweder sofort ausgebracht, oder nach anschließender Trocknung eingelagert werden. Eine vorherige Reinigung des Saatgutes ist sinnvoll, um die Lagerfähigkeit zu erhöhen.
Ausbringung
Je nach Struktur des Materials sind unterschiedliche Arten der Ausbringung möglich (siehe Kapitel "Aussaatverfahren"). Gereinigtes Material kann bei ausreichender Fließfähigkeit mit leicht modifizierten handelsüblichen Sämaschinen ggf. nach Hochmischen mit Sojaschrot ausgesät werden. Eine Ausbringung kann auch mit Kasten- oder Pendeldüngerstreuern erfolgen.
Die Entwicklungspflege bzw. Folgenutzung der Fläche richtet sich weniger nach der angewandten Umsetzungsmethode, sondern mehr nach der zu etablierenden Pflanzengesellschaft. Entsprechende Informationen sind im Kapitel "Pflege" des Informationssystems zusammengestellt.
Die Kosten errechnen sich nach dem Ernteaufwand, d. h. der Flächenleistung der eingesetzten Geräte und der Samenausbeute. Entsprechend der weiteren Verwendung müssen ggf. Kosten (siehe Kapitel "Kosten") für die Reinigung und/ oder Lagerung eingeplant werden.
Einsatzmöglichkeiten und Eignung
Beim Ausbürsten werden vor allem reife Samen aus der stehenden Vegetation abgestreift. Aus diesem Grund findet diese Methode vorwiegend dort Anwendung, wo Flächen mehrfach hintereinander beerntet werden sollen.
Wird der Pflanzenbestand der Spenderfläche durch die Befahrung oder Begehung nicht zu stark beeinträchtigt, ist eine anschließende Mahd zur Futtergewinnung möglich.
- mehrere Erntegänge und Spenderflächen kombinierbar
- zeitliche Trennung von Ernte und Ausbringung
- (beliebig) viele Erntegänge auf einer Spenderfläche möglich
- sehr niedrigwüchsige Arten werden nicht mit erfasst
- geringere Samenausbeute und Artenzahl als bei anderen Verfahren (Mahdgut, Saugmulch, Wiesendrusch, Aufsaugen von Samen)
- durch Variierung der Fahrgeschwindigkeit und der Bürstenrotation kann die Samenausbeute und die Störung des Bestandes beeinflusst werden
- die Reinigung des gewonnenen Materials erhöht die Lagerfähigkeit
- Mulch --> Schaffung günstiger Keimbedingungen auf trockenen Flächen und Erosionsschutz an Böschungen
- Pflanzung --> allgemein schwer übertragbare Arten
- Sodenversetzung --> schwer übertragbare Arten, nur wenn Spenderfläche ohnehin zerstört wird!
Links zum Weiterlesen
Mahdgutübertrag | Heumulch | Wiesendrusch | Aufsaugen von Samen | Mulchsaat | Seed-Stripper, Seed-Brusher | Düngerstreuer