Saat- und Ausbringungstechnik
Zur Aussaat von Saatgutmischungen kann auf herkömmliche landwirtschaftliche Sägeräte und Gerätekombinationen oder Düngerstreuer zurückgegriffen werden. Für sehr steile Lagen und die Ausbringung von kurzhalmigen Mulchschichten bieten sich Hydroseeder an.
Langhalmigeres Mahdgut oder Heu wird auf gut befahrbaren Flächen mit Ladewagen oder Miststreuern ausgebracht. Für den Auftrag auf Böschungen kann der Einsatz von Strohgebläsen sinnvoll sein.
Oberboden und Soden werden mit Maschinen aus dem Garten- und Landschafts- oder Tiefbau ausgebracht oder mit Miststreuern verteilt.
Ladewagen und Radlader zählen im weitesten Sinne auch zur Ausbringungstechnik. Diese sind bereits unter Berge- und Transporttechnik beschrieben, so dass hier der Verweis auf das entsprechende Kapitel gegeben wird.
Sämaschinen
Gut befahrbare Flächen können mit landwirtschaftlichen Sämaschinen kostengünstig eingesät werden. Voraussetzung dafür ist jedoch eine ausreichende Fließfähigkeit der Saatgutmischung.
Die Ablage des Saatgutes darf nur flach erfolgen. Am günstigsten ist eine oberflächliche Ablage. Hierbei ist der Bodenschluss durch anschließendes Walzen herzustellen, um eine schnelle und sichere Keimung der Samen zu gewährleisten.
Zur Einsparung von zusätzlichen Arbeitsgängen erfolgt die Aussaat mit Sägeräten meist in Kombination mit vorhergehender Auflockerung (z. B. Eggen) und nachfolgendem Andrücken (Walzen) des Bodens.
Bei der Ausbringung inhomogener Mischungen ist eine ständige Durchmischung des Saatgutes erforderlich. Diese kann manuell durch eine mitfahrende Person (Unfallgefahr! Nicht zwischen Sämaschine und Trägerfahrzeug oder nachlaufende Geräte stellen!) oder durch einfache Umbauten erfolgen.
Schlitzdrillgeräte sollten nur zum Einsatz kommen, wenn eine flache Ablage der Samen gewährleistet werden kann. Sie eignen sich vor allem zur Übersaat in bestehende, artenarme Grünlandbestände.
Zu Ausbringung mit Sämaschinen kann Saatgut aus der Wildpflanzenvermehrung aber auch aus der Direkternte in artenreichem Grünland (mittels Wiesendrusch, Heudrusch®, Handsammlung oder Aufsaugen von Samen) verwendet werden. Je nach Zusammensetzung ist eine vorherige Reinigung (z. B. mit Sieben, 3 - 4 mm) erforderlich, um Grannen und andere grobe Pflanzenteile zu entfernen und somit die nötige Fließfähigkeit herzustellen und eine Verstopfung der Maschinen zu vermeiden.
- flache, möglichst oberflächliche Ablage des Saatgutes ermöglichen
- Saatgutreinigung erforderlich
- Hydroseeder im Verbund mit Kleber zum Fixieren trockenen Materials
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Hydroseeder
Hydroseeder finden seit langem Anwendung in der Begrünung von erosionsgefährdeten und/ oder steilen Flächen durch Anspritzbegrünung. Es sind Geräte, die mit einem Rührwerk Saatgut und andere Stoffe mit Wasser zu einer homogenen Suspension vermischen und mittels Dickstoffpumpen und entsprechenden Düsen das Material auch an schwer zugänglichen Stellen aufbringen.
Meist erfolgt eine gleichzeitige oder nachfolgende Ausbringung einer Mulchschicht zur Verminderung des Austrocknungsrisikos. Dafür werden i. d. R. kleingehäckseltes Stroh oder Zellulose mit einem Kleber vermischt auf die angesäte Fläche gespritzt. Die Angaben von maximal möglichen Halmlängen schwanken dabei je nach Hersteller zwischen 2 - 3 cm und 5 cm [1]. Je länger und stabiler das Material ist, umso größer ist die Verstopfungsgefahr.
Auch eine Ausbringung von sehr klein gehäckseltem Heu oder Mahdgut ist möglich. Dabei sind jedoch die maximal möglichen Halmlängen (s. o.) zu beachten.
[1] z. B. Bender GmbH & Co. KG mündl. Mitt., zugegriffen am 18.04.2012; ATL Begrünungs GmbH, zugegriffen am 18.04.2012
Je nach Bauart und –größe des Hydroseeders kann das Material nach Herstellerangaben [1,2] bis zu 65 m weit aufgespritzt werden. Mit Schlauchverlängerungen sind Distanzen von bis zu 400 m möglich. Als maximal überwindbare Höhendifferenz werden 75 m angegeben.
Hydroseeder werden zum Aufbau auf Trägermaschinen (meist allradbetriebene LKW), zur Befestigung an der Dreipunktaufhängung von Traktoren und fest installiert auf Anhängern bzw. zum Transport auf Anhängern oder Ladeflächen angeboten. In der Größe variieren Hydroseeder sehr stark von kleinen Geräten mit 500 Litern bis hin zu solchen mit 12.000 Litern Tankinhalt. Hinsichtlich der Verwendung von Klebern ist zu beachten, dass einige Kleber den Aufgang von Keimlingen erschweren und/ oder verzögern können, weil sich z. B. der Durchdringwiderstand der Bodenoberfläche bei der Keimblattbildung erhöht. Dies hat eine gewisse keimhemmende Wirkung zur Folge [3].
[1] Finn Hydroseeder, zugegriffen am 31.05.2012
[2] Scheier Begrünungstechnik, zugegriffen am 31.05.2012
[3] Schriftliche Mitteilung von Prof. Dr. Ellen Kausch (Professur für Ingenieubiologie an der HS Anhalt Bernburg) vom 10.05.2012
- Begrünung auch von sehr steilen Flächen möglich
- Fläche muss eine gute Zuwegung haben, um sie mit der Trägermaschine zu erreichen
- die Umsetzung von Nassansaaten wird von einer Vielzahl spezialisierter Begrünungsunternehmen angeboten
- Kombination mit unterschiedlichen Methoden zur Gewinnung von gebietseigenem Samenmaterial
- Fixierung von Heumulch oder Stroh bei Mulchsaaten
Links zum Weiterlesen
Saatgutvermehrung | Nassansaat/ Hydrosaat | Heumulch | Wiesendrusch | Heudrusch® | Kosten
Düngerstreuer
Düngerstreuer ermöglichen eine einfache Ausbringung von Saatgut zur Übersaat in ausreichend lückige artenarme Grünlandbestände. Das Saatgut kann aus der Wildpflanzenvermehrung oder nach Reinigung aus direkt durch Mähen, Dreschen, Saugen oder Bürsten gewonnenen Samengemischen verwendet werden.
Für eine gleichmäßige flächige Ausbringung eignen sich am ehesten Pendelrohrstreuer und Kastenstreuer. Mit diesen Geräten kann ein gutes Streubild erreicht werden. In der Landwirtschaft verlieren diese Geräte zunehmend an Bedeutung, so dass der Einsatz vielerorts an deren Verfügbarkeit scheitern kann.
In der landwirtschaftlichen Produktion sind vielfach Scheibenstreuer, welche das Material mittels schnell rotierender Schleuderscheiben verteilen, im Einsatz. Diese Geräte sind für die Ausbringung von Samen und Samengemischen in der naturnahen Begrünung ungeeignet. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Samengewichte findet beim Verteilen eine Entmischung statt (schwere Samen fliegen weiter als leichte), so dass keine gut strukturierte Artenverteilung erreicht werden kann.
Da Saatgut für naturnahe Begrünungsmaßnahmen in eher geringen Mengen ausgebracht wird, empfiehlt sich für die Ausbringung mit Düngerstreuern das Hochmischen mit Getreide-, Sojaschrot oder trockenem Sand. Dies erleichtert die Dosierung und verringert die Gefahr der Entmischung der inhomogenen Samengemische.
Zur Einsaat breiter Streifen, welche mit Pflug oder Fräse in bestehenden Grünlandbeständen angelegt wurden eignen sich nur Düngerstreuer, die eine entsprechend genaue Ablage des Saatgutes ermöglichen, z. B. Kastenstreuer.
- gleichmäßige Ausstreuung bei Pendel- und Kastenstreuern möglich
- Entmischung bei Scheibenstreuern
- Verfügbarkeit von Pendel- und Kastenstreuern
- hochmischen des Saatgutes mit Getreide-, Sojaschrot oder trockenem Sand
- Bodenvorbereitung durch Pflügen, Fräsen, Eggen oder Grubbern
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Begrünungsmethoden | Fräsen | Pflüge | Eggen, Grubber | Kosten
Ballenabwickler, Ballenfräsen und Strohgebläse
Vor allem aus dem Bereich der Großtierhaltung existieren Geräte zur Abwicklung und Verteilung von Rund- und Quaderballen, zumeist zum Anbau an landwirtschaftliche Traktoren. Diese eignen sich zum Auftrag von Heumulch oder Stroh bei der Mulchsaat.
Die Ballen werden, je nach Bauart, mit Förderschnecken und Messern zerkleinert und das Material wird hinter oder neben dem gezogenen Gerät abgelegt. Eine nachfolgende gleichmäßige Verteilung, z. B. mit einem Heuwender ist dabei erforderlich. Sind die Geräte zusätzlich mit einem Gebläse versehen kann das Material, je nach Hersteller, 15 bis 20 m weit verteilt werden. Hierbei und auch bei der Verteilung mit einem Heuwender ist die Verwehungsgefahr des Heus oder Strohs zu beachten.
Mit einem Hydroseeder kann nach der Ausbringung von Heu oder Stroh ein Kleber-Wasser-Gemisch aufgebracht werden, welches das Material fixiert und damit verwehungsstabiler macht. Ebenfalls möglich ist die Ausbringung von Heu bei Regen oder wenn dafür gesorgt wird, dass das Material über Nacht liegen bleibt und sich so Tau bildet. Mit dem Wasser schmiegen sich die Halme an den Untergrund besser an und sorgen beim Trocknen für eine nicht verwehbare Schutzschicht.
- Ausbringung von Heu und Stroh nur bei maximal leichtem Wind – Verwehungsgefahr!
- Hydroseeder im Verbund mit Kleber zum Fixieren von trockenem Material