Ansaatverfahren
Für die Auswahl des geeigneten Ansaatverfahrens sind das Begrünungsziel und auch die Standortbedingungen auf der Empfängerfläche entscheidend. Die Umsetzung der Begrünungsmaßnahme mit einem möglichst geringen Aufwand sollte im Vordergrund stehen. Dazu müssen auch Verfügbarkeit, Praktikabilität, Kosten, geplante Folgenutzungen sowie der zu erwartende Pflegeaufwand berücksichtigt werden.
Zeitpunkt der Ausbringung
Der Zeitpunkt der Umsetzung steht in Verbindung mit dem Ausreifen der meisten Pflanzenarten, also im Spätsommer bis Herbst. Wenn die ersten größeren Niederschläge im Herbst gefallen sind, kann vor allem in kontinental geprägten Regionen mit der Ansaat der Wildpflanzen begonnen werden (STOLLE 2006 a).
Generell lässt sich jedoch das ganze Jahr über aussäen. Üblicherweise werden Ansaaten im Herbst, aber auch im Frühjahr durchgeführt. Herbstansaaten laufen erst im darauffolgenden Frühjahr auf. Sie geben den schnell keimenden Gräsern Vorteile bei der Entwicklung. Frühjahrsansaaten werden von März bis Ende Mai durchgeführt (z. B. BOSSHARD 1999). Ansaaten im Frühjahr begünstigen das Wachstum von Kräutern, außerdem sind schädlings- und witterungsbedingte Verluste geringer. Allerdings haben Arten, die erst im darauffolgenden Winter keimen, geringere Chancen, sich noch in einem weitgehend etablierten Bestand zu entwickeln.
Zu beachten sind die unterschiedlichen Keimvoraussetzungen der Arten. Viele krautige Pflanzen benötigen Temperatur- und/ oder Feuchtewechsel zur Beendigung der Keimruhe. Für bestimmte Arten muss zum Brechen der Keimruhe die Aussaat sehr zeitig durchgeführt werden.
Zwischen Juni und September, wenn die Gefahr von langen Trockenperioden und damit das Austrocknen des Keimbetts hoch ist, sollte eine Ansaat möglichst vermieden oder eine das Saatgut schützende Mulchdecke aufgebracht werden.
Wenn die Fläche der Begrünungsmaßnahme feuchteren Klimabedingungen ausgesetzt ist oder im Gebirge liegt, sollte die Ansaat zu Beginn der Vegetationsperiode durchgeführt werden. Damit wird die Winterfeuchte auf trockenen Standorten optimal ausgenutzt und ebenso wird den Keimlingen eine möglichst lange Vegetationsperiode zum Heranwachsen zu überwinterungsfähigen Pflanzen ermöglicht.
Für viele Arten der extensiven Streuwiesen, so z. B. Pfeifengras- oder Iriswiesen, hat sich eine Ansaat im Spätherbst, die sogenannte Schlafsaat bewährt, da sie zu den Frostkeimern gehören.
Ansaattechnik und Saatgutmengen
Die Aussaat der Wildsamen erfolgt per Hand oder mittels Sä- und Streugeräten. Diese Geräte werden im Kapitel Technik erläutert.
Als Richtwerte für die auszusäende Saatgutmenge sind 2 - 5 g/m² (bis zu 15 g/m² auf Extremstandorten im Gebirge, z. B. KRAUTZER et al. 2011) oder 2.000 - 5.000 Samen/m² zu nennen (STOLLE 2006, KIEHL et al. 2010). Dies gilt auch für nährstoffarme Rohböden, wie z. B. in Bergbaufolgelandschaften (BAASCH et al. 2012, KIRMER et al. 2012 a). Werden Samenmischungen verwendet, sollten diese mind. 10 - 15 Kräuter und 4 - 6 Gräser enthalten.
Je artenreicher die Mischung, desto stabiler der spätere Vegetationsbestand. Denn auf diese Weise kann der Bestand besser auf diverse Umwelteinflüsse reagieren. Als optimal gelten Ansaatmischungen mit 40 - 50 Arten. Wichtig für eine schnelle und sichere Keimung ist das flache gleichmäßige Aussäen ohne tiefes Einarbeiten in den Boden und die Herstellung des Bodenschlusses mit einer Profilwalze.