Erntetechnik
Samengemische für naturnahe Begrünungsmethoden können mit einigen Geräten direkt geerntet werden. Als Erstes sind hier landwirtschaftliche Mähdrescher, bzw. Parzellenmähdrescher aus dem Bereich der Pflanzenzüchtung zu nennen. Mit diesen wird der Pflanzenbestand gemäht und das Saatgut ausgedroschen.
Mit Hilfe sogenannter Seed-Stripper oder Seed-Brusher werden Samen von Pflanzen aus dem stehenden Bestand mit Hilfe von rotierenden Bürsten oder Fäden abgestreift, bzw. abgeschlagen.
Laubsauger eignen sich für die Beerntung von Beständen, bei denen auch bereits ausgefallene Samen zu einem großen Teil mit aufgesaugt werden sollen.
Mähdrescher
Mähdrescher werden bei naturnahen Begrünungsmethoden zur Gewinnung von Wiesendrusch oder auch bei der Ernte von gebietseigenem Saatgut in der Wildpflanzenvermehrung genutzt. Zum Einsatz kommen für großflächige und gut befahrbare Wiesenbestände konventionelle landwirtschaftliche Maschinen und für kleinere Flächen und oft in der Wildpflanzenvermehrung Parzellenmähdrescher aus dem landwirtschaftlichen Versuchswesen.
Bei Mähdreschern liegt die Schnitthöhe prinzipiell höher als bei Mähwerken oder der manuellen Mahd. Aus diesem Grund werden niedrigwüchsige Arten nicht oder nur unzureichend erfasst. In hochwüchsigen, dichten Beständen neigen Mähdrescher zum Verstopfen. Eine Mahd mit hochgestelltem Mähwerk würde bedeuten, dass niedrigwüchsiger Arten nicht mit erfasst werden. Aus diesem Grund wird empfohlen, diese Flächen mit einem Mähwerk auf Schwad zu mähen und das Mahdgut anschließend mit einem, mit Schwadaufnahmevorrichtung ausgestatteten Mähdrescher zu dreschen.
Auf Flächen, die mit Mähdreschern nicht befahren werden können, ist die Gewinnung von Wiesendrusch ebenfalls möglich. Hierzu wird die Fläche manuell oder mit Mähwerken gemäht, das Mahdgut geborgen und neben der Fläche oder an einem anderen Ort stationär gedroschen. Dieses Verfahren ist aufwändiger und daher sicher nur für kleinere Flächen anwendbar. Ebenso ist mit höheren Saatgutverlusten durch den zusätzlichen Arbeitsgang des Transportes zu rechnen. Wird das Material zwischen Mahd und Drusch getrocknet (siehe Heudrusch®), sollte der "Abfall" von der Trockenfläche unbedingt mit geborgen und verwendet werden, um die darin enthaltenen ausgefallenen Samen zu erhalten.
- auf gut befahrbaren Flächen einfach und kostengünstig anzuwenden
- gewonnenes Material ist samenreich und nach Reinigung lagerfähig
- nur zum Zeitpunkt der Ernte fruchtende Arten werden gewonnen
- niedrigwüchsige Arten werden nur schlecht mit erfasst
- hochwüchsige, dichte Bestände können auf Schwad gemäht und mit Mähdrescher mit Schwadaufnahmetrommel gedroschen werden
- in hochwüchsigen, dichten Beständen mit vorheriger Mahd mit Mähwerken kombinierbar
Links zum Weiterlesen
Saatgutvermehrung | Wiesendrusch | Nassansaat | Schwader | Lagerung | Kosten
Seed-Stripper, Seed-Brusher
Sogenannte "Seed-Stripper" (SCOTTON et al. 2009), auch „Seed-Brusher“ (EDWARDS et al. 2007) genannt, sind Spezialgeräte, die mit rotierenden Bürsten oder Drähten das Saatgut aus dem stehenden Bestand abstreifen bzw. abschlagen. Geräte zum Ausbürsten von Samen, gibt es zum Anbau an Frontlader von Traktoren, gezogen durch Traktoren oder Geländefahrzeuge sowie von Hand geführt.
Hohe Bestände können oft nur mit sehr hoch eingestellten Bürsten beerntet werden, so dass vor allem Grassamen hoch wachsender Arten gewonnen werden. Optimal geeignet sind nicht zu dichte Bestände mit einer Vegetationshöhe von 35 bis 65 cm (SCOTTON et al. 2009). Hier steigt der Anteil an Leguminosen und anderen krautigen Arten. Sehr niedrig wachsende Arten können von den Bürsten nicht erfasst werden.
Für den europäischen Raum sind vorwiegend Maschinen aus Großbritannien verfügbar: z. B. Emorsgate Brush Harvester [1] und Eyre Heather and Wild Flower Seed (Brush) Harvester [2]. In Tschechien vertreibt die Czech Union for Nature Conservation einen Nachbau des Emorsgate Brush Harvesters [3].
In Kanada wird ein seitlich versetzt an den Traktor angebauter Typ produziert [4]. Ebenfalls von dort kommen von Hand gehaltene, motorbetriebene Kleingeräte und solche für den Anbau an Frontlader. In den USA wurde 1981 ein Patent für einen Seed-Stripper im Frontanbau angemeldet [5].
[1] Emorsgate Seeds, zugegriffen am 18.04.2012
[2] Kontakt: Geoff Eyre, Derbyshire, UK
[3] Kontakt: Ivana Jongepierova, csop@bilekarpaty.cz
[4] Prairie Habitats Inc., zugegriffen am 18.04.2012
[5] DEWALD & BEISEL 1983, Woodward Flail- Vac Seed Stripper., zugegriffen am 18.04.2012
- Fläche kann mehrfach beerntet werden
- es werden weniger Arten als bei anderer Technik erfasst (z. B. Mahd, Drusch), bei hochwüchsigen Beständen vor allem Gräser
- nur zum Zeitpunkt der Ernte fruchtende Arten werden gewonnen
- v. a. für niedrigwüchsigere Bestände zu empfehlen
- da die Vegetation stehen bleibt, ist eine nachträgliche Mahd zur Futtergewinnung möglich
Links zum Weiterlesen
Laubsauger
Für das Aufsaugen von Samen aus dem stehenden Pflanzenbestand steht eine Vielzahl unterschiedlicher Laubsauger zur Verfügung. Die Palette reicht von tragbaren Geräten, kleinen fahrbaren Saugern und größeren Modellen, die an Trägerfahrzeugen befestigt werden können. Auch der Einsatz von Laubsaugern aus dem Bereich der Stadtreinigung ist denkbar.
Der Samengehalt des gewonnenen Materials ist sehr hoch. Es werden auch Samen von niedrigwüchsigen Arten und bereits ausgefallene Samen mit erfasst, so dass die Anzahl übertragbarer Arten höher ist als bei anderen Methoden.
Mit Blick auf die Fauna sollten nur Modelle ohne zwischengeschaltete Häckselwerke zum Einsatz kommen. Besonders saugkräftigere Modelle sind in der Lage, einen Großteil von Insekten und anderen Kleinlebewesen mit aufzusaugen. Aus diesem Grund sollte das Absaugen von Flächen immer nur streifenweise erfolgen.
Es gibt tragbare Geräte, welche für die Verwendung in der freien Landschaft optimalerweise mit einem Verbrennungsmotor ausgestattet sind. Diese eignen sich vor allem für kleine Flächen oder zur selektiven Entnahme auf Teilflächen.
Kleine fahrbare Sauger aus dem Bereich der Freiflächenpflege werden sowohl mit als auch ohne Fahrantrieb angeboten. Auf den meist unebenen Spenderflächen ist ein Fahrantrieb empfehlenswert. Derartige Geräte eignen sich aufgrund der geringen Saughöhe eher für niedrigwüchsige Bestände. Für höherwüchsige Bestände sind Geräte mit entsprechendem Fahrwerk angeraten, die zusätzlich mit einem Saugschlauch ausgestattet sind, welcher von einer zweiten Person geführt wird.
Für größere Flächen empfehlen sich Sauger, die auf Trägerfahrzeugen mit entsprechender Ladekapazität montiert werden können. Momentan existieren auf dem Markt Modelle zur Kombination mit Mähern oder Mulchern oder solche, bei denen der Saugschlauch manuell geführt wird. Mit einer Vergrößerung der Saugöffnung und Montage derselben am Fahrzeug können möglicherweise auch größere Flächen beerntet werden. Da die Pflege der Spenderfläche (Mahd) beim Saugen aus dem stehenden Bestand unterbleibt, sollte abgewogen werden, ob andere Methoden, z. B. Mahdgutgewinnung oder Wiesendrusch, im jeweiligen Fall besser geeignet sind.
Das Saatgut wird beim Aufsaugen in einem, meist zum Gerät gehörenden Auffangbehälter gesammelt. Nach einer Trocknungsphase kann das Material für ein bis zwei Jahre eingelagert werden. Ist eine Trocknung, Reinigung und Einlagerung geplant, kann zur Schonung der Fauna das geerntete Material auf Planen direkt neben oder auf der Spenderfläche ausgebreitet werden. Aufgesaugte Kleinlebewesen erhalten dadurch die Möglichkeit zu flüchten.
- hohe Samenausbeute
- beim Einsatz kleiner Geräte sehr selektive Gewinnung möglich
- Material nach Trocknung und Reinigung ein bis zwei Jahre lagerfähig
- nur streifenweise Entnahme und Einsatz von Geräten ohne Häckseleinrichtung zur Schonung der Fauna
- ohne nachfolgende Mahd keine Pflege der Spenderfläche
- größere Geräte auch zur Bergung von Material von gemulchten Flächen einsetzbar
Links zum Weiterlesen
Aufsaugen von Samen | Mahdgutübertrag | Saugmulcher | Lagerung | Kosten