Sandra Mann führt durch die Farbenpracht des Blühstreifenversuchs auf dem Campus der Hochschule Anhalt (Foto: R. Geue)
Workshop „Spenderflächenkataster und naturnahe Begrünungsmaßnahmen“ am 2. und 3. Juni 2015
Frau Christina Grätz (Nagola Re GmbH) sprach unter anderem über die vielfältigen Vorteile naturnaher Begrünungsmaßnahmen bei der Renaturierung von Bergbaufolgelandschaften in Brandenburg und die exzellente Zusammenarbeit mit Landwirten aus der Region. Herr Detlev Finke (Deutscher Verband für Landschaftspflege) stellte ein von der Artenagentur Schleswig-Holstein und der Stiftung Naturschutz initiiertes Großprojekt vor, durch das in Schleswig-Holstein auf insgesamt 2.500 ha wieder artenreiches Grünland entwickelt und bis 2020 eine gute Infrastruktur an Regio-Saatgutbetrieben und Spenderflächen aufgebaut werden soll. Alle Fachvorträge stehen zum Download bereit.
Nach dem Vortragsprogramm konnten die Workshop-Teilnehmer drei Demonstrationsflächen auf dem Campus Strenzfeld besichtigen. Dabei wurden eine artenreiche Glatthaferwiese (Interreg Central Europe Projekt SALVERE, Umsetzung August 2009), ein artenreicher Feldrain (BMBF Projekt ProSaum, Umsetzung Oktober 2010 und April 2011) sowie ein mehrjähriger Blühstreifen (ELER Projekt, Umsetzung September 2010) vorgestellt, für deren Anlage gebietseigene Wildpflanzenherkünfte zum Einsatz kamen. Es konnte sehr anschaulich gezeigt werden, dass auf produktiven Standorten eine wiederholte späte Mahd auf einem Feldrain innerhalb von fünf Jahren zu einer Zunahme der Gräserdeckung und einem deutlichen Rückgang der angesäten Zielarten führte, wohingegen eine Mahd im Juni die krautigen Zielarten stark förderte. Auf den mehrjährigen Blühstreifen wurde ersichtlich, dass auf produktiven Schwarzerdestandorten zweimaliges Mulchen zum Ausgang des Winters und im Sommer auch noch im 5. Standjahr die Arten- und Blütenvielfalt erhält. Die Sommerpflege sollte im Optimalfall abschnittsweise Mitte Juni und Ende Juli mit ca. 15 cm Schnitthöhe erfolgen. Achtung: aktuelle Vorgaben zu den Förderprogrammen müssen beachtet werden.
Dr. Anita Kirmer gibt einen Einblick zur Anlage und Pflege eines Landschaftsaums (Foto: R. Geue)
Am zweiten Tag führte eine Ganztagesexkursion die Teilnehmer zunächst zu einer Ökopoolfläche der Landgesellschaft Sachsen-Anhalt ins FFH-Gebiet „Porphyrkuppenlandschaft nordwestlich von Halle“. In Brachwitz wurden 2013 und 2014 auf ehemaligen Ackerstandorten standortangepasste Ansaatmischungen mit über 50 Wildpflanzenarten aus regionaler Vermehrung angesät. Das Ziel war, artenreiche Magerrasen zu entwickeln und die ehemals isoliert liegenden Porphyrkuppen wieder zu vernetzen. Als Managementmaßnahme kann nach einer anfänglichen Entwicklungspflege mittels Mulchschnitt und Mahd nun auch eine Schafbeweidung durchgeführt werden, bei der die integrierten Porphyrkuppenbereiche mit beweidet werden. Frau Ines Pozimski von der Landgesellschaft präsentierte die positiven Ergebnisse des Flächenmonitorings und wies auf die vielfältigen Vorteile von Ökopoolmaßnahmen hin.
Die Exkursionsteilnehmer auf der Fläche des Ökopoolprojektes der Landgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH in Brachwitz (Foto: A. Kirmer)
Am Nachmittag war das Ziel der Exkursion das Tagebaurevier Geiseltal. Im Tagebau Roßbach wurden durch die Lausitzer und Mitteldeutsche Verwaltungsgesellschaft in Zusammenarbeit mit der Hochschule Anhalt im Jahr 2000 auf einer erosionsgefährdeten Rohbodenböschung zwei Begrünungsvarianten umgesetzt: (1) Auftrag von samenreichem Mahdgut aus dem FFH-Gebiet "Göttersitz und Schenkenholz nördlich Bad Kösen" und (2) Ansaat einer regionalen Wildpflanzenmischung aus 20 Zielarten mit einer Mulchauflage. Der sehr nährstoffarme Standort wurde bis 2008 nur zweimal gemäht; erst ab 2009 fand eine regelmäßigere Pflege statt. Die Ansaatvarianten wurden auch im 15. Jahr noch von den ursprünglich angesäten Arten dominiert und waren damit wesentlich artenärmer als die Mahdgutvarianten, die sich inzwischen zu einem artenreichen Halbtrockenrasen entwickelt hatten. Die Übertragung von Mahdgut aus einer artenreichen Spenderfläche erwies sich damit als besonders erfolgreich, um eine nachhaltige Entwicklung in Richtung der Zielgesellschaft einzuleiten. Beide Varianten waren sehr effektiv bei der Verhinderung von Erosionsprozessen. Dagegen traten auf den unbehandelten Kontrollflächen tiefe Erosionsrinnen auf.
Im Tagebau Roßbach erklärt Dr. Anita Kirmer die Umsetzungsmethoden. (Foto: S. Schreiter)
Für alle Versuche wurden detaillierte Hinweise für deren Anlage und Pflege gegeben. Ein Exkursionsführer mit weiterführenden Informationen steht zum Downloadbereit.