Veranstaltungsreihe "Umsetzungsbeispiele Naturnahe Begrünung für Sachsen-Anhalt"
Nach der Fachtagung im April 2013 mit eher theoretischem Charakter werden in den Jahren 2014 und 2015 durch die Mitarbeiter des Projektes „Informationssystem Naturnahe Begrünungsmaßnahmen (INB) und Spenderflächenkataster Sachsen-Anhalt“ der Hochschule Anhalt konkrete Umsetzungsbeispiele in Sachsen-Anhalt vorgestellt. Behördenmitarbeiter, Planer, Verbandsmitglieder sowie weitere Interessierte können sich so von in Sachsen-Anhalt erfolgreich umgesetzten Maßnahmen mit naturnaher Begrünung überzeugen. Ein direkter Austausch vor Ort mit den Akteuren der einzelnen Umsetzungsbeispiele kann als wertvolle Hilfe bei eigenen Projektvorhaben genutzt werden.
Mit der Veranstaltungsreihe werden in 2014 insgesamt 3 Exkursionen angeboten, weitere Veranstaltungen für 2015 sind in Vorbereitung.
05.06.2014 - Hochschule Anhalt/Harslebener Berge
Am 05.06.2014 wurden drei Demonstrationsversuche auf dem Campusgelände der Hochschule Anhalt in Bernburg/Strenzfeld vorgestellt. Es wurde eine Spenderfläche im Stadtgebiet Bernburg, sowie eine erfolgreich umgesetzte Anlage einer Glatthaferwiese in den Harslebener Bergen besucht.
Zunächst wurde den Teilnehmern die Anlage eines mehrjährigen Blühstreifens gezeigt, welcher in Kooperation mit der Landesanstalt für Landwirtschaft, Gartenbau und Forsten (LLFG) für die Dauer von fünf Jahren angelegt wurde. Zur Erhöhung der Biodiversität in Agrarlandschaften werden hier unterschiedliche Saatgutmischungen mit verschiedenen Mahdregimen getestet. Den Teilnehmern fiel der extreme Unterschied zwischen den blütenreichen Wildsamenmischungen und der gräserdominierten konventionellen „Bienenweide“ auf.
Anschließend ging es zum „SALVERE-Versuch“. Im intereuropäischen Projekt wurde die Etablierung einer mageren Flachland-Mähwiese erprobt. Im Jahr 2009 wurde von der Spenderfläche Rößewiese in Bernburg Mahdgut sowie Wiesendrusch geerntet und auf einer ehemaligen und ausgehagerten Ackerfläche auf dem Campus zum Teil mit zusätzlich eingebrachten gebietseigenem Saatgut im Blockdesign aufgetragen. Die Teilnehmer konnten die Unterschiede der einzelnen Versuchsvarianten sowie den Etablierungserfolg der fünfjährigen Anlage betrachten.
Die nächste Station war die Anlage von artenreichen Landschaftssäumen zwischen Äckern und Landwirtschaftswegen. Neben der Etablierung eines artenreichen Saums ist die Herausarbeitung des Einflusses verschiedener Anlage- und Pflegevarianten auf den Etablierungserfolg der angesäten Wildsamenmischung ein weiteres Ziel des Projektes ProSaum. Es konnte gezeigt werden, dass sich bei einer intensiven Bodenbearbeitung vor der Ansaat mehr angesäte Zielarten etablieren.
Um einen Vergleich zwischen der Empfängerfläche des „SALVERE-Versuchs“ zur Spenderfläche herzustellen, führte der Weg nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Mensa der Hochschule zur Rößewiese innerhalb Bernburgs. Es konnten zahlreiche der auf die Empfängerfläche übertragenen Arten auf der Spenderfläche wiedergefunden werden, obwohl sich der Blühaspekt der beiden Wiesen etwas unterschied. Der Einfluss des Hochwassers aus dem Jahr 2013 sowie der generell etwas frischere Standort der Spenderfläche tragen dazu bei.
Im Anschluss fuhren die Teilnehmer in die Harslebener Berge bei Westerhausen. Im Zuge des Baus der B6n wurde hier durch die Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt (LSBB) eine trockene Glatthaferwiese als Kompensationsmaßnahme auf einem ehemaligen Ackerstandort angelegt. Die aus dem Frühjahr 2012 noch junge Fläche ist schon gut entwickelt und zeigte einen schönen Blühaspekt. Auf der Nachbarfläche wurde im Vergleich keine Einsaat mit gebietseigenem Saatgut vorgenommen sondern die Entwicklung soll über Sukzession und Beweidung in Richtung Magerrasen gelenkt werden. Auch diese Fläche wurde in Augenschein genommen.
11.06.2014 - Saale Saaten/Brachwitz
Für diesen Veranstaltungstag war der Besuch des Feldtags von Dipl. Landwirt Matthias Stolle und seinem Vermehrungsbetrieb für Wildpflanzensaatgut Saale-Saaten geplant. Anschließend wurde eine Exkursion nach Brachwitz zur Umsetzungsfläche der Landgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH angeboten.
Trotz des Unwetters an diesem Tag sind viele Interessierte selbst aus Sachsen und Thüringen den Einladungen nachgekommen.
Zunächst führte Herr Stolle die Teilnehmer durch seine Anbauflächen für Wildpflanzensaatgut. Wetterbedingt wurde der Feldtag dann in die Stallungen des Betriebs verlegt. Hier bot sich die Gelegenheit, offene Fragen zu klären. Neben Herrn Stolle brachte auch Ernst Rieger (Rieger-Hofmann® GmbH, Produzent für Wildblumen und Wildgräser aus Baden-Württemberg) den Teilnehmern seine langjährige Erfahrung auf dem Gebiet nahe. Als es um die Frage der ausreichenden Verfügbarkeit von gebietseigenem Saatgut ging, versicherte er, dass Projekte in der Größenordnung bis 1000 ha über vorhandenes Wildpflanzensaatgut zu stemmen sind!
Nach einem reichhaltigen Mittagsimbiss startete die Exkursion in die nahe gelegene Porphyrkuppenlandschaft bei Brachwitz.
Durch die Landgesellschaft Sachen-Anhalt mbH wird hier im Rahmen des Ökopoolprojektes unter der Leitung von Frau Ines Pozimski auf einem ehemaligen Ackerstandort ein artenreicher Magerrasen mit Übergängen zu einer Frischwiese etabliert. Auf diese Weise ist eine gezielte Lenkung von Kompensationsmaßnahmen im Naturschutzgebiet „Porphyrlandschaft bei Gimritz“ sowie im FFH-Gebiet „Porphyrkuppenlandschaft nordwestlich Halle“ möglich und der Verinselung des wertvollen Biotops „Porphyrkuppe“ wird entgegengewirkt.
Die Exkursion führte über zwei Teilflächen mit unterschiedlichen Anlagezeitpunkten (Herbst 2012 sowie Herbst 2013). So konnte der zeitliche Verlauf im Vergleich dargestellt werden. Frau Pozimski erzählte vom Ziel des Projektes und berichtete über ihre Erfahrungen seit Maßnahmenbeginn. Es gab viele Fragen zur Umsetzung, die von Frau Pozimski und auch von Sandra Mann (Hochschule Anhalt), die von Anfang an bei der Umsetzung der Maßnahme mit einbezogen wurde und auch die aktuellen Vegetationsaufnahmen durchführte, beantwortet wurden. Die Veranstaltung bot den Teilnehmern zahlreiche Informationsmöglichkeiten und es konnten viele Eindrücke des bisher guten Etablierungserfolgs der ausgesäten Zielarten gewonnen werden.
01.10.2014 - Coswig (Anhalt)/Klieken
Bei der 3. Veranstaltung der Reihe konnten die Teilnehmer live eine praktische Grünlandaufwertung miterleben. Konkret ging es um die Übertragung von artenreichem Samenmaterial der Spenderfläche „Coswiger Luch“ auf die artenarme „Kliekenwiese“ mittels drei verschiedener Methoden.
Die Umsetzung wurde durch die Mitarbeiter des Projektes „Grünlandaufwertung in FFH-Gebieten mittels neuer Methoden zur Etablierung von Zielarten“ der Hochschule Anhalt, Dipl.-Ing. (FH) Konstanze May, Dipl.-Geogr. Ralf Schmiede sowie Dipl.-Biol. Karen Runge unter der Projektleitung von Dr. Annett Baasch und Prof. Dr. Sabine Tischew betreut.
Ziel des o. g. Projektes ist die wissenschaftliche Erprobung verschiedener Methoden zur aktiven Einbringung von Zielarten auf ausgewählten Flächen in FFH-Gebieten über die naturnahen Begrünungsmethoden „Mahdgutübertrag“, „Einsaat von Wiesendrusch“ und „Einsaat einer gebietseigenen Saatgutmischung“ zur langfristigen Erhöhung der Diversität artenarmer Grünländer bzw. die Wiederherstellung deren charakteristischen Artenzusammensetzung.
Ausgangspunkt der Veranstaltung war die Spenderfläche „Coswiger Luch“ südlich der Stadt Coswig (Anhalt). Hier wurde ein zuvor abgesteckter Teil der artenreichen Brenndoldenwiese mit hohen Anzahlen von Sanguisorba officinalis und Galium boreale im ersten Schnitt geerntet. Das Team des Agrarservice Klieken-Düben GmbH unter der Leitung von Landwirt Manfred Schöller erklärte dabei eingängig die Funktionsweise der verwendeten Technik und demonstrierte den Teilnehmern die Gewinnung des Mahdguts.
Nachdem die erste Ladewagenfüllung geerntet war, wurden die Teilnehmer auf die Empfängerfläche südlich von Klieken geführt.
Die vom WWF für das Naturschutzprojekt „Mittlere Elbe“ aufgekaufte „Kliekenwiese“ ist eine kräuterarme Frischwiese mit der Einstufung als LRT-Entwicklungsfläche für den Lebensraumtyp 6510 (Magere Flachland-Mähwiese) mit Übergängen zum Lebensraumtyp 6440 (Brenndolden-Auenwiesen [Cnidion dubii]).
Die Empfängerfläche wurde kurz vor Projektumsetzung zum zweiten Mal gemäht und mit sechs Frässtreifen von 120 m Länge und 6 m Breite für die verschiedenen Methoden der Maßnahme vorbereitet.
Nun erfolgte das Abladen des Mahdguts auf die entsprechenden Parzellen der einzelnen Frässtreifen. Der maschinelle Auftrag musste per Hand angepasst werden, was sich auch die praktisch veranlagten Veranstaltungsteilnehmer nicht nehmen ließen.
Für die Methode des Wiesendruschs wurde zum Abschluss wieder die Spenderfläche angefahren.
Auch für diese Methode wurde ein Teil der Spenderfläche abgesteckt, mit tiefem Schnitt geerntet und auf Schwad zum Trocknen gelegt. Dipl. Landwirt Matthias Stolle vom Vermehrungsbetrieb für Wildpflanzensaatgut Saale-Saaten, der auch die Saatgutmischung lieferte und auf die Frässtreifen ausbrachte, erklärte ausführlich die Technik seines Parzellenmähdreschers HEGE 125 und zeigte ihn dann im Einsatz für die Gewinnung des Wiesendruschs.
Bei sehr gutem Wetter wurde den Teilnehmern ein fast kompletter Maßnahmenablauf demonstriert, wodurch sich theoretische Grundlagen mit der nun praktisch erlebten Erfahrung ergänzten.