Anlage einer artenreichen Wiese im Garten, Dorf oder in der Stadt
Auf kleinsten Flächen kann Naturschutz betrieben werden. Anstatt eines eintönigen Rasens kann mit wenigen Arbeitsschritten eine artenreiche Wiese angelegt werden. Eine bunt blühende Wiese spendet zahlreichen Tieren, wie Insekten und Vögeln Nahrung sowie einen Lebensraum und erfreut darüber hinaus das Auge. Ein weiterer Vorteil: man muss nicht mehr so häufig Rasen mähen! Eine zwei- bis dreimalige Mahd im Jahr ist völlig ausreichend. Das Gartenamt Karlsruhe hat berechnet, dass die 2-malige Mahd einer Wiese mit Aufnahme des Schnittgutes jährlich 0,23 € / m2 kostet. Eine normale Rasenfläche, welche 20-mal gemäht wird, hingegen 0,77 € / m2, eine Ersparnis von 0,54 € / m2 oder 70%. Zudem kann auf eine zeit- und kostenintensive Bewässerung verzichtet werden.
Selbst in einem kleinen Garten können mit der Anlage einer blütenreichen Wiese viele Insekten unterstützt werden. Jeder Quadratmeter hilft!
Um eine bunte, artenreiche Wiese zu entwickeln sind bestimmte Arbeitsschritte nötig. Diese erscheinen zunächst etwas zeitintensiv, sind jedoch für den Erfolg der Maßnahme essentiell und führen letztendlich zu einem Ergebnis, das sich sehen lassen kann.
Auf dieser Seite finden Sie eine ausführliche Arbeitsanleitung, mit welcher die Anlage einer artenreichen Wiese zum Kinderspiel wird. Für erfahrene Begrüner finden sie HIER eine Kurzanleitung mit den wichtigsten Punkten.
Bitte säen Sie das Saatgut nicht in eine bestehende Rasenfläche! Dies hätte keinen Effekt und es wäre schade, um das wertvolle Saatgut. Am einfachsten ist es, wenn Sie bereits an eine Neugestaltung ihres Gartens denken oder durch bauliche Maßnahmen viel Offenboden auf ihrem Grundstück haben. Sollte dies nicht der Fall sein, muss für die Einsaat die Fläche wie ein normales Gemüsebeet vorbereitet werden. Liegt ein dichter Rasen vor, muss dieser umgegraben werden. Die optimale Breite für eine Wiese liegt bei fünf bis sechs Metern, kleinere Flächen sind natürlich auch möglich. Danach sollte die Fläche möglichst zwei Wochen ruhen und von den aufkeimenden Beikräutern befreit werden. Hierfür eignet sich zum Beispiel ein Rechen. Bei kleinen Flächen kann dies auch gut per Hand erledigt werden. Bei Bedarf kann dieser Arbeitsschritt im zwei Wochen Rhythmus bis zu drei Mal wiederholt werden, je nachdem wie viele unerwünschte Arten erneut aufkeimen. Optimal ist es, wenn die letzte Bodenbearbeitung kurz vor der Einsaat geschieht. Dadurch wird den jungen Wildpflanzen ein optimaler Start gegeben. Eine gute Bodenvorbereitung ist ausschlaggebend für das erfolgreiche Gelingen der Aussaat.
Saatgutmischungen aus dem Baumarkt kommen häufig aus Neuseeland, Kanada, SO-Asien oder Ungarn und sind daher nicht an unsere klimatischen Bedingungen angepasst. Oft enthalten sie auch standortfremde Pflanzen, die unseren heimischen Winter nicht überstehen und dementsprechend im zweiten Jahr nicht noch einmal auskeimen. Selbst wenn es sich um eine gleiche Art handelt, haben diese in unterschiedlichen Teilen der Welt verschieden Blühzeitpunkte, angepasst an das jeweilige Klima. Dies könnte zur Folge haben, dass die standortfremden Pflanzen bei uns untypischerweise früher blühen und somit den heimischen Bienen, die sich noch in Winterruhe befinden, nicht als Nahrung dienen.
Aus diesen Gründen sollte für die Aussaat auf regionales Wildpflanzensaatgut zurückgegriffen werden.
Unter dem Begriff „regionales Saatgut“ ist Saatgut zu verstehen, welches aus einer bestimmten Region stammte und vermehrt wurde. Dadurch kann eine lokale Anpassung des Saatguts (bspw. an Boden, Klima, Wasserhaushalt) gewährleistet und eine Florenverfälschung ausgeschlossen werden.
Deutschland ist in 22 Regionen eingeteilt, aus denen regionales Saatgut gewonnen werden kann. Wenn Sie hier klicken können Sie Ihre Region ermitteln.
Bei der Zusammenstellung der unterschiedlichen Arten für eine Samenmischung müssen verschiedene Komponenten beachtet werden. Daher empfiehlt es sich auf bereits vorgefertigte Samenmischungen zurückzugreifen. Eine gute Mischung enthält viele Wildpflanzen und einen hohen Anteil an Kräutern (z.B. für eine artenreiche Wiese: 35 – 50 Arten, bestehend aus 5 – 10 Grasarten und 30 – 40 Kräutern).
Bei der Auswahl der passenden Mischung sind besonders auf die Bodengegebenheiten zu achten. Bei den einzelnen Händlern werden diesbezüglich für die verschiedenen Samenmischungen Angaben gemacht.
Nach der Bodenvorbereitung muss das Saatgut aufgestreut (die meisten Wildarten sind Lichtkeimer) und angewalzt/angedrückt (bspw. mit einem Holzbrett oder Walze) werden, damit die jungen Keimlinge Kapillarschluss zum Boden herstellen können. Bei kleinen Flächen ist es am einfachsten, das Saatgut per Hand auszusähen. Es empfiehlt sich hierfür eine Aufmischung des Saatgutes mit z.B. Maisschrot auf 20 g/m2, um die Ausbringung zu erleichtern. Einige Saatguthersteller bieten diesen Service an. Nach ca. zwei bis drei Wochen werden die ersten Keimlinge erscheinen.
Wir empfehlen eine Aussaat von August bis Mitte September. Möglich ist auch eine Aussaat im Frühjahr bis Ende April. Jedoch haben sich in den letzten Jahren durch die zunehmende Frühjahrstrockenheit die Bedingungen für eine erfolgreiche Aussaat im Frühjahr verschlechtert.
Handaussaat
Saatgut oberflächlich aufstreuen
anwalzen
Beispiel einer Begrünung eines leerstehenden Kleingartens in Zörbig
Zur optimalen Ausbildung einer artenreichen Wiesengesellschaft ist eine regelmäßige Mahd unverzichtbar.
Nach der Aussaat im September kann, bei starkem Aufkommen von unerwünschten Arten ein erster Schnitt im Spätherbst von Nöten sein. Dieser sollte in einer Höhe von 10 bis 15 cm erfolgen, um die jungen Wildpflanzen nicht zu beschädigen. Das Schnittgut kann auf der Fläche verbleiben und dient zusätzlich als Schutz. Beim vereinzelten Auftreten von unerwünschten Arten können diese auch per Hand entfernt werden.
Wenn Sie die Einsaat im Frühjahr vorgenommen haben, verfahren Sie bitte wie im Punkt „Im ersten Standjahr“.
Im ersten Standjahr sollte ab Mitte April bis Anfang Mai in einer Höhe von 10 bis 15 cm der erste Schnitt erfolgen. Dieser kann auf der Fläche verbleiben und dient bei Trockenheit als Verdunstungsschutz. Nach 40 Tagen bis zu acht Wochen kann der zweite Schnitt durchgeführt werden. Jedoch sollten Sie ab jetzt das Mahdgut von der Wiese zu entfernen, da es ansonsten zu Anreicherung von Nährstoffen kommen kann, wodurch die Artenzahl in Ihrer Wiese abnimmt. Sollte Ihre Wiese nach dem zweiten Schnitt üppig nachwachsen, können Sie nach dem oben angegebenen Zeitraum ein erneuter Schnitt durchzuführen.
Ab dem zweiten Standjahr wird die Wiese in der Regel zwei Mal im Jahr gemäht. Der erste Schnitt sollte Mitte Juni und nach ca. sechs bis acht Wochen (Mitte August) der zweite Schnitt erfolgen. Sie müssen die Wiese auf jeden Fall pflegen, auch wenn sie gerade in voller Blüte steht. Alternativ können Sie auch abwechselnd nur 50 % der Wiese mähen und zwei Wochen später den anderen Teil (dann aber schon Anfang Juni bzw. Anfang August mähen). Eine Mahd der Wiese zu den genannten Zeiträumen ist wichtig, weil sie sich ansonsten zu einer Grassteppe entwickeln könnte. Durch eine regelmäßige Pflege wird sich ihre Wiese zu einem Paradies für Pflanzen, Tiere und für Sie selbst entwickeln.
Je nach Wüchsigkeit können auch bis zu drei Mahden zwischen Juni und Oktober, in einem Abstand von 40 Tagen bis acht Wochen, durgeführt werden.
Wenn sich Ihre Wiese etabliert hat können Sie zur Erhöhung der Artenvielfalt einen Streifen bei der Mahd auslassen. Zahlreiche Schmetterlinge legen Ihre Eier in langhalmige Arten und verpuppen sich dort über den Winter, somit stellen diese Altgrasstreifen einen wichtigen Rückzugsort dar. Den Altgrasstreifen bitte jedes Jahr an einer andere Stelle in Ihrer Wiese stehen lassen und bei der ersten Mahd mit mähen.
Zu Bedenken ist, dass eine Mahd der angelegten Fläche mit einem handelsüblichen Rasenmäher schwer umzusetzen ist, da eine Mahdhöhe von mind. zehn Zentimetern nicht unterschritten werden sollte. Bei einer geringeren Höhe würden die Rosetten der Wildpflanzen irreversibel beschädigt werden. Wenn der eigene Rasenmäher für die Mahd nicht geeignet ist, kann z.B. auf eine Sense zurückgegriffen werden. Möglich sind auch für den entsprechenden Gebrauch ausgerüstete Motorsensen, Freischneider, Einachs-Schlepper oder Traktoren mit Mähbalken.
Zukünftig können Sie nun Ihre eigene Wiese als Spenderfläche nutzen und so ganz leicht Ihre Wiese vergrößern. Bereiten Sie einfach einen angrenzenden Abschnitt Ihres Gartens wie oben beschreiben vor. Lassen Sie sich nun mit der zweiten Mahd Zeit und mähen Sie die Wiese langhalmig, wenn die Pflanzen angefangen haben Samen auszubilden. Legen Sie das Mahdgut im Verhältnis 2:1 (alte Wiese: neue Wiese) auf der vorbereiteten Fläche aus, so dass das Saatgut von alleine ausfallen kann. Nach wenigen Wochen können Sie die ersten Keimlinge entdecken. Bezüglich der Pflege richten Sie sich bitte nach den oben genannten Hinweisen.