Mulchsaat/ Decksaat

Mulchsaaten oder auch Decksaaten sind Methoden, die der Ansaat Schutz vor Erosion und Austrocknung bieten. Dazu wird das auf der Fläche ausgebrachte Saatgut mit diversen organischen Materialien abgedeckt. Das kann Stroh, Heu oder auch frisches, möglichst samenfreies Mahdgut sein (z. B. STOLLE 1995, STOLLE 1998 a, GRAISS 2000). Der Schutz ist dadurch gegeben, dass die Aufprallenergie der Regentropfen gemindert, ein Verschlämmen der Bodenoberfläche verhindert und ein für die Entwicklung der Keimlinge günstiges Mikroklima hergestellt wird.
Wesentlichen Einfluss auf die Pflanzenentwicklung hat die Qualität der Mulchmaterialien. Vor allem ist hier auf das Kohlenstoff/Stickstoff-Verhältnis (C/N-Verhältnis) zu achten. Dieses sollte gerade bei nährstoffarmen Böden eng sein, so dass strukturreiches, langhalmiges Mulchmaterial (z. B. ein krautreicher Wiesenschnitt) in Frage kommt. Stroh bietet sich hier nicht an, da beim Abbau von Stroh Stickstoff verbraucht wird und somit den sich entwickelnden Pflanzen fehlt (STOLLE 1998 a). Weiterhin können die Abbauprodukte von Stroh die Keimfähigkeit der Kräuter beeinträchtigen (z. B. BATISH et al. 2006, JODAUGIENÉ et al. 2006). Demzufolge ist die Zugabe einer geringen Menge an organischen Dünger empfehlenswert.

Frisches Mahdgut oder Heu auf nährstoffarmen Böden hingegen fördern die Etablierung der Keimlinge, indem die bei Abbauprozessen freiwerdenden Nährstoffe die Pflanzen düngen, ohne jedoch die Böden zu eutrophieren. Weiterhin können Mikroorganismen und Kleintiere mit übertragen werden (z. B. SNAZELL & CLARKE 2000, KIEHL & WAGNER 2006, ELIAS & THIEDE 2008), die dann positiv in die Entwicklung des Bodenlebens und den organischen Stickstoff-kreislauf eingreifen.
Ein optimales Wachstum der auflaufenden Pflanzen ist bei einer z. T. lichtdurchlässigen Mulchschichtdicke zwischen 3 und 5 cm gegeben (s. Mahdgutübertrag). Ist die Schicht zu dick können Fäulnisprozesse einsetzen, ist sie zu dünn, wird der Erosionsschutz herabgesetzt (KIRMER 2006). Ein weiterer Nachteil zu dicker bzw. dichter Mulchschichten ist die Hemmung vieler krautiger Arten und die Förderung von Gräsern.
Für trockene Klimate wird die ideale Auftragsmenge mit 500 - 700 g angegeben, für feuchte Klimate mit 300 - 500 g Trockengewicht/m² (SCHIECHTL 1973, SCHIECHTL & STERN 1992, KRAUTZER & WITTMANN 2006, KRAUTZER et al. 2007). Auf Extremstandorten (Steillagen, Flächen oberhalb der Waldgrenze), aber nicht in Trinkwasserschutzgebieten, kann eine Bitumen-Strohdecksaat einen höheren Schutz gewährleisten. Dazu wird über das Saatgut und zusätzlichen Dünger eine Strohschicht aufgebracht, welche mit einer instabilen Bitumenemulsion bespritzt wird. Heu ist für diese Methode weniger geeignet, da die dünneren Halme zu stark zusammengedrückt werden. Aufgrund dessen wirkt es als Heudecksaat aber stabiler als Stroh. Alternativ können beide Mulchmaterialien auch mit hellen organischen Klebern verklebt werden (GRAISS 2000).

Stand: 06.10.2015